Für Diagnosen und Therapien stehen moderne Ultraschall-Verfahren, strahlungsarme, digitale Röntgentechnik, das Spektrum der endoskopischen Methoden sowie Stoßwellen und Lasertechnik zur Verfügung. Wenn es die individuelle Situation des Patienten zulässt, können minimal-invasive Verfahren eingesetzt werden, die entweder natürliche Körperöffnungen für endoskopische Eingriffe oder kleine Schnitte für laparoskopische Eingriffe (Bauchspiegelungen) nutzen.
Die Therapie bösartiger Erkrankungen erfolgt in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Onkologen und Strahlentherapeuten und umfasst neben der großen Tumorchirurgie ebenso die Strahlentherapie und die Chemotherapie sowie eine psychoonkologische Betreuung. Die optimale Therapiestrategie wird interdisziplinär im Rahmen von Fallbesprechungen in der wöchentlichen Tumorkonferenz festgelegt.
Behandlung der gutartigen Prostata-Vergrößerung
Wenn der Mann älter wird, kann sich die Prostata deutlich vergrößern. Die Folge können Probleme wie häufiges Wasserlassen und schwacher Harnstrahl sein, die schwerwiegende Auswirkungen auf die Funktion der Harnblase und der Nieren haben können. Ist die medikamentöse Therapie nicht mehr ausreichend, wird das überschüssige Prostatagewebe operativ entfernt. Die meisten Eingriffe werden minimal-invasiv über die Harnröhre durchgeführt. Im Einzelfall kann eine offene Operation sinnvoller sein. Die Therapieentscheidung hängt von den Wünschen des Patienten und seiner individuellen Situation ab.
Wenn ein verdächtiger Tastbefund oder ein erhöhter PSA-Wert vorliegt, sollte eine Gewebeprobe entnommen und mikroskopisch untersucht werden, um ein Prostatakarzinom sicher ausschließen bzw. gegebenenfalls diagnostizieren zu können. Der Eingriff geht schnell und ist schmerzfrei. Die Gewebeentnahme erfolgt unter Lokalanästhesie. Unter Ultraschallkontrolle werden über den Enddarm mit Hilfe einer Hohlnadel systematisch zwölf Proben aus verschiedenen Bereichen der Prostata entnommen. Vor und nach der Biopsie müssen Antibiotika eingenommen werden, um eine Prostataentzündung zu verhindern.
Die ersten Beschwerden einer gutartigen Prostatavergrößerung werden vom niedergelassenen Urologen medikamentös behandelt. Hierfür steht ein breites Spektrum unterschiedlicher Wirkstoffe zur Verfügung, mit denen die Beschwerden oft lange Zeit effektiv unter Kontrolle gehalten werden können.
Bei drei von zehn Männern mit gutartiger Prostatavergrößerung ist ein operativer Eingriff erforderlich. Dabei wird das überschüssige Prostatagewebe von innen abgetragen. Es stehen verschiedene minimal-invasive Verfahren zur Verfügung, bei denen ein sehr dünnes, röhrenartiges Instrument mit einer Optik über die Harnröhre (transurethrale Resektion der Prostata, TUR-P) eingeführt wird.
Für diese sogenannte Prostataschälung können unterschiedliche Techniken eingesetzt werden. Wir bieten unter anderen die Verdampfung des Gewebes mit Hilfe einer Elektrode (bipolare Resektion in Kochsalzlösung, TURis) oder durch Lasertechnik (Laser-TUR) an. Bei sehr großen Prostataveränderungen kann die Entfernung über einen kleinen Bauchschnitt eine bessere Alternative darstellen, die dann eine schnellere Heilungsphase ermöglicht und die Harnröhre schont.
Steinleiden und Verengungen
Harnsteine entstehen in der Regel in der Niere. Wenn sie von dort in den Harnleiter wandern und den Harnvabfluss behindern, sind starke Schmerzen die Folge. Besteht die Blockade (Harnstauungsniere) über längere Zeit, gehen die Schmerzen zwar meist zurück, aber die Niere kann unbemerkt und unwiederbringlich ihre Funktion verlieren. Kommt es zu einer Infektion der blockierten Niere kann eine lebensgefährliche Blutvergiftung (Urosepsis) entstehen.
Die endoskopische Entfernung von Steinen in Niere oder Harnleiter ist das Verfahren, das schnellstmögliche Steinfreiheit verspricht. Meistens kann im Rahmen einer Harnleiter- und Nierenspiegelung (Ureterorenoskopie) der Stein von innen aufgesucht werden, selten ist eine Punktion der Niere durch die Haut (perkutane Nephrolithotomie, PCNL) erforderlich. Bei beiden Verfahren werden die Steine zerkleinert und mit Bergekörbchen entfernt. Im Zuge des operativen Eingriffs kann eine Holmium-YAG Lasersonde eingesetzt werden, die mit hoher Pulsenergie auch größere und härtere Steine zertrümmern kann.
Die Verengung des Nierenbeckenabgangs ist in der Regel eine angeborene Erkrankung. Im Lauf des Lebens kann die Verengung durch Wachstumsvorgänge oder Entzündungen fortschreiten. Die geeignete Form der Korrektur wird in jedem Einzelfall festgelegt. Meistens sind eine Entfernung der Verengung und eine Wiederherstellung mit feinen Instrumenten und Nähten erforderlich. Der Eingriff erfolgt hier fast immer laparoskopisch, also mit Endoskopen im Zuge einer Bauchspiegelung, durchgeführt werden. In seltenen Fällen sollte die Operation über einen Flankenschnitt erfolgen (offene Nierenbeckenplastik).
Nierenkrebs
Aufgrund der hohen Fallzahl sind die Voraussetzungen eines fachspezifischen Zentrums zur Behandlung von Nierenkrebs-Patient:innen am St. Josefs Hospital gegeben.Der Eingriff erfolgt über kleine Schnitte per Bauchspiegelung (Laparoskopie). Vollständige Organentfernungen werden in der Regel roboter-assistiert durchgeführt, organerhaltende Teilresektionen wann immer möglich.
Nierenkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen. Eine Heilung ist in vielen Fällen möglich. Bei der operativen Entfernung des Tumors kann der gesunde Teil der befallenen Niere bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten erhalten werden. Ob dies sinnvoll ist, muss in jedem Einzelfall entschieden werden. Wenn eine ganze Niere entfernt wird, kann die zweite gesunde Niere deren Funktion mit übernehmen.
Die Tumorentfernung kann roboter-assistiert durch Bauchspiegelung (laparoskopisch) erfolgen. Dabei wird die Niere beziehungsweise das befallenen Nierengewebe mit Hilfe von endoskopischen Instrumenten unter Videokontrolle herausgeschnitten und in einem speziellen Bergebeutel entfernt. Bei sehr großen Tumoren oder wenn der Tumor die großen Blutgefäße befallen hat, ist eine offene Operation über einen Bauchschnitt erforderlich. Eine medikamentöse Therapie (Immuntherapie, Chemotherapie) ist zu erwägen, wenn der Nierentumor bereits Metastasen an anderen Stellen im Körper gebildet hat. Diese Behandlung wird von unseren kooperierenden Onkologen angeboten.
Blasenkrebs
Ein Blasenkarzinom entsteht in der Schleimhaut der Harnblase. Meistens geht der Erstdiagnose durch eine Blasenspiegelung (Urethrozystoskopie) eine schmerzlose Blutung aus dem Harntrakt voraus. Bei oberflächlichen Blasenkarzinomen besteht eine Heilungschance von mehr als 90 Prozent. Die Behandlung erfolgt in der Regel unter Erhaltung der Harnblase. Im Anschluss an die endoskopische Entfernung des Tumors durch die Harnröhre (transurethrale Resektion des Blasentumors, TUR-Blase) erfolgt abhängig vom Tumorstadium gegebenenfalls eine Blasenspülung mit speziellen Substanzen, die das Tumorwachstum hemmen (Instillationstherapie). Bei aggressiven Krebsformen kann unter Umständen eine vollständige Entfernung der Harnblase und der zugehörigen Lymphknoten angeraten sein. Moderne operative Techniken des Harnblasenersatzes ermöglichen dennoch weiterhin eine gute Lebensqualität.
Eine Sonde mit Elektrode oder Laser an der Spitze wird einschließlich der dazugehörigen Videooptik über die Harnröhre bis zur Blase vorgeschoben. Dort wird der Krebs entweder wird durch einen Hochfrequenzstrom oder durch Laserlicht vollständig abgetragen. Manchmal kann es sinnvoll sein, vorher einen Farbstoff in die Blase einzubringen, um Tumore noch besser zu erkennen (Photodynamische Diagnostik und Therapie, PDD). Das betroffene Gewebe wird anschließend histologisch untersucht. Die weitere Behandlung hängt von Tumorart und- stadium sowie der Eindringtiefe in die Blasenwand und möglichen Metastasen ab. Gegebenenfalls sind weitere Untersuchungen notwendig: Röntgen des Brustraum, wenn nötig auch eine CT-Untersuchung des Brust- und Bauchraumes sowie bei Verdacht auf Metastasen eine Skelettszintigraphie.
Bei aggressiven Tumoren wird die Harnblase entweder offen-chirurgisch oder durch Bauchspiegelung komplett entfernt. Wichtig ist die präzise, vollständige Entfernung von Blase, Prostata und den zugehörigen Lymphknoten. Wir beachten streng die Empfehlungen der European Association of Urology. Im Zusammenhang mit der Entfernung der Harnblase wird auch die Anlage einer Ersatzharnblase erforderlich.
Für den Harnblasenersatz stehen gut etablierte Verfahren zur Verfügung, die regelmäßig zum Einsatz kommen. Es ist heute möglich, jedem Patienten eine maßgeschneiderte Lösung für seine individuelle Situation anzubieten.
Die kontinente Ersatz-Harnblase mit Harnröhrenanschluss ist die von vielen Patienten bevorzugte Lösung. Aus ca. 50 cm Dünndarm wird eine neue Harnblase geformt und an die Harnröhre und die Harnleiter angeschlossen. Nach einer Übergangszeit kann der Patient bzw. die Patientin wieder weitgehend normal auf natürlichem Wege Wasser lassen.
Die kontinente Ersatz-Harnblase mit Bauchnabelanschluss steht für Patienten zur Verfügung, bei denen der Schließmuskel oder die Harnröhre vom Tumor betroffen ist und entfernt werden muss. Die Ersatzblase wird dicht an den Nabel angeschlossen und wird durch manuelle Betätigung (Selbstkatheterismus) entleert.
Die Sigma-Rektum-Blase die älteste Form der kontinenten Ersatzblase. Dabei wird der Urin wird in den Dickdarm eingeleitet und dort gesammelt. Ausscheidung bzw. Kontinenz hängen von einem funktionierenden Schließmuskel ab. Die Sigma-Rektumblase ist eine gute, zuverlässige Methode, die jedoch nur noch in Ausnahmefällen angewandt wird.
Ein Ileum Conduit ist die Standard-Lösung für die wenigen Patienten, bei denen eine kontinente Harnableitung nicht in Frage kommt. Der Urin wird über ein kurzes Dünndarmstück auf die Bauchhaut geleitet und dort in einem speziellen Beutel (Stomabeutel) aufgefangen. Das Stoma liegt vorzugsweise im rechten Unterbauch. Die Stomaversorgung ist absolut unauffällig, geruchsfrei und ermöglicht Fernreisen und sogar Schwimmbadbesuche.
In geeigneten Fällen kann der Harnblasenersatz mit Unterstützung des da Vinci-Roboters besonders schonend durchgeführt werden. Dünndarmentnahme, Blasenkonstruktion und Einbau erfolgen dann in einem Zug im Körper der Patient:in. Der Operateur sitzt an einer Konsole mit Steuerpult und High-Tech-Bildschirm. Er sieht das Operationsfeld gestochen scharf, vergrößert und in 3D. Die durch minimale Öffnungen in den Bauchraum werden die Instrumente über den Roboter in den Körper eingeführt und auf feinster Skala exakt gesteuert. Die minimal-invasive intrakorporale Konstruktion einer Neoblase ist nur dank des da Vinci-Systems überhaupt möglich.
Vier bis fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Inkontinenz. Der unkontrollierte Abgang von Urin oder Stuhl schränkt ihre Lebensqualität und insbesondere ihr Sozialleben sehr stark ein. Obwohl bei Frauen, Männern und auch Kindern weit verbreitet sind die Beschwerden leider immer noch oft ein Tabuthema. Dabei kann den meisten Menschen bei ihren Problemen geholfen werden.
Die Kontrolle über Blasen- und Darmentleerung hängt sehr stark vom korrekten Zusammenspiel der Organe und Bindegewebe im Beckenraum ab. Häufig liegen komplexe Störungen vor, die den Blick über die Grenzen einzelner medizinischer Fachgebiete hinaus erfordern. Eine effektive Diagnostik und Therapie von funktionellen Erkrankungen der Harnwege und des Darms ist dementsprechend nur in interdisziplinärer Zusammenarbeit möglich.
Im Kontinenzzentrum am St.-Josefs-Hospital kümmern sich deshalb Gynäkologen, Urologen und Chirurgen gemeinsam um die Betroffenen. Alle Patienten mit interdisziplinärem Klärungsbedarf werden nach den ambulant
Kontinenzzentrum am St.-Josefs-Hospital durchgeführten, vorstationären Untersuchungen innerhalb einer Woche im Rahmen von Fallbesprechungen vorgestellt.
Hier stimmen die beteiligten Fachärzte eine gemeinsame Therapiestrategie ab, die schriftlich festgehalten und dem einweisenden Arzt zugestellt wird. Die Patienten können die vorgeschlagenen Therapiemöglichkeiten dann gemeinsam mit ihrem Hausarzt, Gynäkologen oder Urologen besprechen und erhalten, wenn sie es wünschen, einen Behandlungstermin im Krankenhaus.
Kontinenzzentrum am St. Josefs Hospital
Dr. med. Christoph Hemcke
Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde
Zentrumskoordinatorin Gynäkologie
Jeanette Evelyn Nunez Aldave
Leiter des Zentrums
Dr. med. Oliver Moormann
Chefarztder Klinik für Urologie
Zentrumskoordinator Urologie
Sebastian Boehres
Prof. Dr. med. Heiner Wolters
Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
Zentrumskoordinatorin Proktologie
Maximiliane Zwerenz
Sprechstunde
Anmeldung über das Sekretariat
Mittwoch und Donnerstag nach Terminvereinbarung
Tel.: +49 231 4342-2401
Wir sind Kooperarationspartner des Beckenbodenzemtrums am Christliches Klinikum Unna.
Chefarzt Dr. Oliver Moormann und Oberarzt Stephan Hanschke vertreten die von der Deutschen Kontinenz Gesellschaft anerkannte Beratungsstelle. Zu ihren Aufgaben gehört die professionelle Diagnose, Behandlung und Beratung von Patient:innen, die von Inkontinenz betroffen sind. Terminabsprache über das Sekretariat: +49 231 4342-2401.
Notfälle in der Urologie
Bestimmte akute Erkrankungen in der Urologie erfordern eine unverzügliche diagnostische Abklärung und sofortige therapeutische Maßnahmen. Zu diesen Krankheitsbildern gehören insbesondere:
- Harnverhalt, die Unfähigkeit Wasser zu lassen
- Nierenkoliken
- akute Blutungen aus der Harnröhre
- plötzlich aufgetretene Schmerzen im Hoden
Im Notfall kommen Sie rund um die Uhr in unsere Notfallambulanz.
Unsere Ärzte
Chefarzt
Dr. med.
Oliver Moormann
Leitender Oberarzt
Stephan Wolfgang Hanschke
Oberarzt
Qais Abuassba
Fellow of EBU
Oberärztin
Daniela Julitz
Klinik für Urologie am St. Josefs Hospital
Sekretariat
Sylvia Sander: +49 231 4342-2401
Station U1: +49 231 4342-2410